Kapitel 2. Bauformen im Wandel der Zeit |
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2.1 Grundlagen im Städtebau |
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Der allgemeine Teil dieses Kapitels ist auf Objekte der letzten 2 Jahrhunderte beschränkt. Beschrieben werden spezielle Anforderungen aus vergangenen Epochen. Wer Objekte in innerstädtischen Lagen sucht, wird in der Regel auf ältere stoßen, in außerstädtischen Lagen auf jüngere. Der Grund dafür liegt in der Stadtentwicklung. Die Zeitachse der Entwicklung geht vom Stadtinneren nach außen. Durch Kriege und Umstrukturierungsmaßnahmen sind Ausnahmen möglich. Auch jüngere Städte stehen in einem anderem Entwicklungskontext, da bereits zum Entstehungszeitpunkt andere, zeitgemäße Anforderungen galten und die Bautechnik entsprechend fortgeschrittener war. Die industrielle Revolution führte zu einer schnelleren Bevölkerungs-entwicklung. Die Städte wuchsen infolge der Landflucht und der Bevölke-rungsexplosion im 19. Jh. überproportional schnell und damit alle daraus resultierenden Probleme. Fabriken und Wohnsiedlungen verschmolzen miteinander. Es entstanden Arbeitersiedlungen mit unterschiedlichen Bauformen und dem typischen Blocksystem auf der Grundlage des rechteckigen Straßenrasters. Das Blocksystem läßt für die einzelnen Parzellen bei steigendem Platzbedarf nur die Nachverdichtung auf Freiflächen zu. Es entstanden die heute schmucken Außenfassaden zur Straße und die nach innen gewandten Problemzonen. Schlechte Belichtungs- und Belüftungsverhältnisse entstehen in der zweiten Baureihe, die Hofseiten sind selten schön. Erste Experimente wurden in der sogenannten Gartenstadt-Bewegung verwirklicht. Ab ca. 1900 wurden parallel zu den Fabriken Siedlungen mit hohem Grün- und Freiflächenanteil gebaut; sie sollten die Arbeiter mehr an die Fabrik binden. Die Ideen des 19. Jh. wurden partiell in das 20. Jh. übernommen. Die Zersiedlung der Landschaft sollte durch Trabantenstädte mit unterteilten Nutzungen und eigenem Charakter vermieden werden. Die Stadt begann nach dem 2. Weltkrieg abschnittsweise zu wachsen. Eine Dezentralisierung der Versorgungs- und Arbeitsplatzstruktur fand statt, die sich bis heute weiter fortträgt. Jeder Stadtteil hat seinen eigenen "Kiez" und eine andere Bevölkerungsstruktur. Diese Umstände spiegeln sich in den Verkaufspreisen der Objekte wieder.
Neben dem Blocksystem etablierte sich die sogenannte Zeilenbebauung: Diese seit etwa 1930 eingeführte Systematik stellt die Häuser parallel zur Himmelsrichtung. Wenn sie rechtwinklig zur Straße stehen, läuft der Verkehr nur an der Stirnseite mit geringstmöglicher Störung vorbei. Die schmalen Häuser enthalten meist durchgehende Wohnungen, die nach beiden Seiten mit Fenstern ausgestattet sind. Einfachzeilen, Doppelzeilen, Staffelung etc. entstehen als Bebauungskonzept für Siedlungen. Die Formung der Freiräume durch Baugruppen wird in der 2. Hälfte des 20. Jh. zu einem wichtigem Prinzip im Städtebau. Es soll eine Stadtlandschaft entstehen; die Baugrößen und Formen werden konsequenter gestaltet und die Bedeutung des Lebensraumes "Stadt" wird wieder neu entdeckt. Leider ist bis heute eine Investorenkultur entstanden, d. h. Geld und Politik bestimmen häufig die Abläufe.
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